Elf Tore und ein Ultimatum

Die deutsche Nationalmannschaft hat, wie erwartet, das Qualifikationsspiel gegen Färöer mit 11:0 gewonnen. Tschechien und Island trennen sich unentschieden, damit liegt das DFB-Team wieder mit zwei Punkten Vorsprung auf Platz eins, doch Island hat ein Spiel weniger. In der Halbzeitpause stellt der überraschend anwesende DFB-Präsident Grindel Steffi Jones ein Ultimatum.

Hasret Kayikci schoss vier Tore in Folge – Foto: Uta Zorn

Alexandra Popp und Tabea Kemme waren die Spielerinnen, die am deutlichsten nach dem Islandspiel formuliert hatten, was die Mannschaft jetzt auf den Platz bringen muss. Die beiden gingen voran, zeigten gute Leistungen, wie auch das auf sieben Positionen veränderte Team. Torfrau Almuth Schult, Babett Peter und Kathy Hendrich in der Verteidigung hatten allerdings einen äußerst ruhigen Nachmittag, da die Färingerinnen zu keinem Angriff kamen. Lina Magull und Linda Dallman zeigten Spielfreude und kurbelten den Spielaufbau im Mittelfeld an, Sara Doorsoun und Carolin Simon besetzen die Außenpositionen und brachten immer wieder gut verwertbare Flanken für die Stürmerinnen. Hasret Kayikci war die Auffälligste. Sie hatte die meisten Torabschlüsse und erzielte im zweiten Durchgang vier Tore in Folge (63′, 75′, 83′, 89′). In die Torschützinnenliste trugen sich zuvor Alexandra Popp (12′, 30′, 45+1′), Tabea Kemme (15′, 27′), Kathrin Hendrich (33′) und Lina Magull (48′) ein. Doch das war eine Pflichtaufgabe gegen eine Nation, die über ca. 350 Fußballerinnen, die älter als 18 Jahre sind, verfügt. Die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Frankreich, vorausgesetzt Island und Deutschland gewinnen ihre Spiele gegen die anderen Gruppengegner, entscheidet sich am 1. September 2018. Dann steht das Rückspiel gegen die Isländerinnen an.

DFB-Präsident Reinhard Grindel, der bisher wenig Präsenz bei den Spielen der Nationalmannschaft zeigte, aber nach dem vorzeitigen Aus bei der Europameisterschaft im August Steffi Jones noch das Vertrauen aussprach, kam überraschend nach Großaspach um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Im Halbzeitinterview bei der ARD fragte ihn Claus Lufen: „Werden die Testspiele im November gegen England und Frankreich so etwas wie ein Maßstab oder entscheidend sein auch für Steffi Jones Job?“ Grindel wurde deutlich: „Die Leistungen sind in der Qualifikation nicht besser, sondern schlechter geworden und deshalb kommt es darauf an, dass wir bei den beiden Spielen, das Gefühl bekommen, dass wir die Qualifikation schaffen. Das ist der Maßstab und deswegen ist es wichtig die nächsten Spiele zu analysieren, ob wir glauben mit der Leistungssteigerung, die wir erwarten, das zu schaffen.“ Mal abgesehen davon, dass die beiden Herren kurzer Hand das Länderspiel der Männer Anfang November gegen England den Frauen zugeschrieben haben, tickt jetzt die Uhr für Steffi Jones. Vor der Winterpause und dem folgenden She Believes-Cup Anfang März 2018, bei dem auch gegen England getestet werden kann, gibt es nur das Testspiel gegen Frankreich am 24. November. Zeigt die Nationalmannschaft dort nicht die geforderte Leistungssteigerung, dürften die Tage von Steffi Jones gezählt sein.

Frauenfußballfachmann Frank Hellmann vermutet geschicktes Taktieren des DFB-Präsidenten, weil es ab 1. Januar 2018 eine neue Organisationstruktur beim DFB gibt. Dann übernimmt Oliver Bierhoff, der bisherige Manager der Männermannschaft, die Verantwortung für alle deutschen Nationalmannschaften. Dieser will in all seinen Zuständigkeitsbereichen Weltniveau herstellen. Bleibt zu hoffen, dass die Männer, die den Frauenfußball analysieren und dann Entscheidungen treffen, sich auch intensiv mit dem Frauenfußball und seinen Rahmenbedingungen auseinander setzen.

Titelfoto: Steffi Jones unter Druck nach Ultimatum von DFB-Präsident Grindel- Foto: Uta Zorn

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