Die K.o.-Runde kann beginnen

Nach 15 Tagen, 36 Spielen und einigen Rekorden ist die Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2019 gespielt. Morgen eröffnet das deutsche Team die K.o.- Runde. Um 17:30 Uhr geht es live im ZDF gegen Nigeria um den Einzug ins Viertelfinale.

Giulia Gwinn sichert den Ball gegen Virginia Torrecilla – Foto: Uta Zorn

Die Stimmung in Frankreich ist prächtig, die Stadien gut gefüllt und die mediale Aufmerksamkeit ist im Vergleich zu den letzten großen Frauen-Turnieren deutlich gestiegen. ARD und ZDF übertragen alle Spiele live oder per Stream, Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (MVT) wird im Teamquartier interviewt und die Verletzung von Dzsenifer Marozsán hat es als „Zeh der Nation“ auf die Titelseite der taz geschafft. Leider wird Deutschlands Beste nach dem Zehbruch auch noch im Spiel gegen Nigeria fehlen.

Die beste Unterstützung hat aber das Team aus den Niederlanden, ihre Fans sind seit dem Gewinn der Europameisterschaft kaum zu toppen.

Der Fußball ist schneller geworden, die Spiele enger und spannender, wenn man von der Ausnahme des Spiels USA gegen Thailand (13:0) mal absieht. Die Favoriten Frankreich, England, Niederlande, USA und Deutschland dominierten ihre Gruppen und ziehen mit drei Siegen in die K.o.-Runde ein. In Gruppe C musste die Tordifferenz über die Platzierung entscheiden. Italien gewinnt überraschend vor Australien und Brasilien. Marta, Brasiliens Kapitänin und amtierende Weltfußballerin, hat ihr 17 WM-Tor erzielt und ist nun alleinige Rekordtorschützin.

Schwedische Fans beim Spiel Schweden gegen USA in Le Havre – Foto: Uta Zorn

Es könnte alles so schön sein, wenn nicht neue Regeln und der Videobeweis wären. Schon dreimal musste ein Elfmeter wiederholt werden, weil die Torfrau ihren zweiten Fuß um weniger Zentimeter von der Linie bewegte, was seit dem 1. Juni verboten ist. Für Nigeria und Italien hatte es keine Auswirkungen, für Schottland ist das Turnier seitdem zu Ende. Rechtzeitung vor einem ersten möglichen Elfmeterschießen im Achtelfinale hat heute das IFAB (International Football Association Board) die zusätzliche Bestrafung der Torfrau mit einer gelben Karte ausgesetzt.

Die minutenlangen Spielunterbrechungen schmälern das Fußballvergnügen – Foto: Uta Zorn

Äußerst nervig ist zudem für Zuschauerinnen wie Spielerinnen das angeordnete heben der Abseitsfahne erst nach dem Spielzug. Vielleicht sollten solche weitreichenden Regeländerungen, wie bei den Männern, vor einem großen Turnier erst einmal einen Testlauf bekommen?

Erleichterung nach Abpfiff beim Team GER – Foto: Uta Zorn

Trotz des ungefährdeten Gruppensiegs ist spielerisch noch Luft nach oben beim Team von MVT. Gewinnt das deutsche Team das Achtelfinale gegen Nigeria, geht es im Viertelfinale weiter gegen Schweden oder Kanada. Auf dem Weg ins Finale könnte es in Halbfinale gegen die Nachbarinnen aus den Niederlanden gehen. Die Abwehr sollte dann ein Auge auf die erst 22-jährige Vivianne Miedema werfen. Sie ist mittlerweile Rekordtorschützin ihres Landes (60 Tore in 78 Einsätzen).

Aus Protest, da sie bei der Nationalhymne nicht mehr, in Solidarität zu Colin Kaepernick, knien darf, schweigt Megan Rapinoe – Foto: Uta Zorn

Ein Aufeinandertreffen mit dem Top-Favoriten aus den USA könnte es dann im Finale am 7. Juli in Lyon geben. Die Amerikanerinnen haben bisher die beste Leistung gezeigt und gehen auch neben dem Platz voran. Parallel zur WM läuft ihre Klage gegen den eigenen Verband auf Gleichberechtigung. Rückgrat des Widerstands ist Megan Rapinoe, die seit ihrem lesbischen Coming-Out 2012 auch ein wichtiges Mitglied der LGBTQ-Bewegung ist.

 

Titelfoto: Die erste Elf bei Spiel gegen China - Foto: Uta Zorn
Zuerst veröffentlicht am 21.06.2019 von L.MAG - Das Magazin für Lesben 
https://www.l-mag.de/news-1010/live-aus-le-havre-update-zur-fussball-wm.html