Endlich: Der DFB interessiert sich für Frauenfußball
Gestern wurde Steffi Jones als Bundestrainerin entlassen. Das kann eine Chance für die überfällige Professionalisierung des Frauenfußballs sein – Ein Kommentar.
Auf die Probleme war der DFB offenbar nicht vorbereitet
Mittlerweile hat der DFB festgestellt, dass auch die Besetzung der Stelle einer Bundestrainerin im Frauenfußball sorgfältig erfolgen sollte. Um den Nachwuchs an der Seitenlinie musste man sich ja auch Jahrzehnte keine Gedanken machen, es gab ja immer eine Co-Trainerin, die ganz selbstverständlich das Amt des Vorgängers übernahm. Oder eben eine verdiente Steffi Jones, das Gesicht des deutschen Frauenfußballs – sie wird das schon machen.
Nun wird mit dem langjährigen Juniorentrainer Horst Hrubesch erst mal eine Übergangslösung installiert, um Zeit zu haben, eine geeignete Person zu finden. Anscheinend war man beim DFB nicht darauf vorbereitet, dass es in der Vorzeigeabteilung Frauenfußball schon seit längerem Probleme gibt.
Vorsprung vor anderen Nationen schon länger geschrumpft
Der Europameistertitel 2013 und auch der Olympiasieg von 2016 täuschten darüber hinweg, dass sich Deutschlands Vorsprung vor anderen Nationen von Turnier zu Turnier verkleinerte. Technisch waren schon bei der Heim-WM 2011 die Japanerinnen weit überlegen, und taktisch war die Zeit unter Silvia Neid nicht von Varianz geprägt. Die Leistungen bei den letzten Titelgewinnen waren fußballerisch auch kein Leckerbissen.
Steffi Jones trat an, um genau das zu ändern. Ihre Versuche der taktischen Neuausrichtung scheiterten, nicht zuletzt auch an den ständigen, nicht nachvollziehbaren Personalwechseln. Das mag an ihrer fehlenden Erfahrung als Trainerin gelegen haben, aber wer sie für die immer deutlicher werdenden Mängel im deutschen Frauenfußball verantwortlich machen will, greift daneben.
Wenn der Rausschmiss von Jones ein Zeichen dafür ist, dass der DFB jetzt bereit ist, sich ernsthaft mit dem Frauenfußball auseinander zu setzen, also die Strukturen zu verbessern und von der Jugendarbeit bis zur Trainerausbildung professionelles Arbeiten zu ermöglichen, dann hat Steffi Jones mit ihrem Scheitern vielleicht viel mehr für den Frauenfußball getan, als ein paar Titel einzusammeln.
Titelfoto: Steffi Jones - Foto: Uta Zorn
Zuerst veröffentlicht am 14.03.2018 von L.MAG - Das Magazin für Lesben https://www.l-mag.de/news-1010/endlich-der-dfb-interessiert-sich-fuer-frauenfussball.html
Ein kluger Kommentar. Hoffentlich wird er in Frankfurt gehört und gelesen.